Immer wieder hören und lesen wir in den Medien über das Thema Geldmenge. Doch was verbirgt sich hinter diesem geheimnisvollen Wort und welchen Einfluss hat diese Geldmenge auf unser Geldsystem oder die Stabilität unseres Geldes. Zunächst die offizielle Definition der sogenannten Geldmenge M3, mit der sich dieser Beitrag beschäftigen wird:
Die Geldmenge – auch Geldvolumen genannt – ist die Gesamtheit aller Forderungen von Nichtbanken gegenüber Banken, über die jederzeit verfügt werden kann.
Anders ausgedrückt: die Geldmenge gibt den Bestand an Geld wieder, der sich im Besitz von Nichtbanken befindet.
Was passiert, wenn diese Geldmenge immer weiter wächst und hat dies Auswirkungen auf die Stabilität unseres Geldes? Hier gibt es unterschiedliche Meinungen.
Fakt ist, dass die Notenbanken durch das Ausgeben von Anleihen die Geldmenge immer weiter erhöhen. Die Geschäftsbanken können mit diesen Einlagen zusätzliche Kredite vergeben, die Geldmenge steigt.
Es reicht allerdings nicht aus, nur auf die Geldmenge zu schauen, wie das viele Inflations-Propheten tun. Das klassische Gegenbeispiel ist Japan: Die japanische Notenbank verfolgt seit Jahren eine extrem expansive Geldpolitik. Trotzdem kämpft das Land gegen eine Deflation, also fallende Preise. Der Grund dafür ist, dass die Notenbank zwar Geld druckt, es aber nicht in Umlauf kommt, weil Firmen und Verbraucher trotz Nullzinspolitik bei den Banken kaum Kredite nachfragen.
Geldmenge im Euroraum
Im Euroraum ist es derzeit ähnlich. Zwar ist die sogenannte Geldbasis deutlich gestiegen. Aber die Geldmenge M3, die das tatsächlich umlaufende Geld erfasst, blieb seit 2008 nahezu konstant. Zu M3 zählen unter anderem Bargeld und kurzfristige Spareinlagen. Sie wächst seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 2008 deutlich schwächer als mit dem von der EZB festgelegten Referenzwert von 4,5 Prozent im Jahr.
Mit anderen Worten: Die Banken bringen das viele Geld der EZB nicht unter die Leute. Denn die Lage in der Realwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle für das Entstehen von Inflation. In einer Rezession sind die Gefahren einer steigenden Inflation eher gering. Wegen der geringen Nachfrage fallen dann die Preise, etwa für wichtige Rohstoffe, und Firmen schrecken mangels Nachfrage vor größeren Investitionen zurück. Das führt zu einer sinkenden Teuerungsrate.
Umgekehrt gilt das Gleiche: Boomt die Wirtschaft, steigt die Nachfrage nach Gütern. Wenn die Nachfrage das verfügbare Angebot übersteigt, ziehen die Preise an. Schließlich fordern die Arbeitnehmer ihren Anteil am Aufschwung ein – in Form höherer Löhne und Gehälter. Das kann wiederum die Preise hochtreiben, weil Unternehmen ihre gestiegenen Lohnkosten an die Kunden weitergeben („Lohn-Preis-Spirale“).
Von einer boomenden Wirtschaft kann im Euroraum derzeit jedoch keine Rede sein. Auch für die deutsche Konjunktur sind die Aussichten eher mäßig. Zwar droht ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts. Aber Wachstumsraten von unter ein Prozent reichen nicht aus, um für einen Inflationsschub zu sorgen.
Die Befürchtungen, dass eine weiter steigende Geldmenge einen Beitrag zur Entwertung der Kaufkraft des Euro sorgen kann, scheinen unbegründet – solange der konjunkturelle Zyklus nicht in eine deutlich expansivere Phase übergeht.